Janine Berg-Peer/ Juni 1, 2014/ Alle Artikel, Angehörige/ 0Kommentare

Wildsalat

Wildsalat

Wildsalat in Chania  – Mutter und Tochter

Vor ein paar Tagen ging es noch los, aber nun sind wir schon seit 5 Tagen hier und genießen Sonne, Pool, griechisches Essen und freundliche Menschen. Und vor allem diesen herrlichen Wildsalat! Mit einem griechischen Käse, der noch besser als Parmesan schmeckt. Zumindest zu den frischen griechischen Kräutern. Natürlich sind wir vollkommen kulturlos, sondern schleppen uns von Poolliege zur Markthalle und dann wieder zum Hafen zu Chrysostomos, dem wirklich großartigen kleinen Restaurant, das auch im Internet gepriesen ist, aber tatsächlich wunderbar ist und – am erfreulichsten – von ganz wenig Touristen entdeckt zu sein scheint. Und wusstet ihr, dass es großartigen griechischen Wein gibt? Nein, ich spreche nicht von Mavrodaphne, den man natürlich in klitzekleinen Schlückchen zu warmen Feigen mit Schafskäse trinken kann. Nein, ich habe einen herrlichen griechischen Sauvignon probieren können und das, obwohl mir Alkohol doch eigentlich verboten ist. Wegen  Histamin und so. Aber vermutlich ist in griechischem Sauvignon nur wenig Histamin.

Zwiebeln

Zwiebeln

Wildsalat in Chania  – Mutter und Tochter

Heute habe ich meiner Tochter (MT) vorgeschlagen, dass wir ins Museum gehen. „Ins Kriegsmuseum?“ hat sie gefragt. „Meinst Du das ernst?“ Was soll man machen, ein anderes gibt es hier eben nicht. Oder doch, noch ein nautisches Museum. Naja. MT hat mir freundlich zugestimmt, meinte aber, dass sie  noch ein bisschen schlafen müsse und  nun habe ich sie seit fast 3 Stunden nicht mehr gesehen. Ich bin sicher, dass sie gleich schön angezogen aus unserem Zimmer kommen wird und fragen wird, ob wir nicht noch mal zu Chrysostomos gehen sollten. Und das Museum sei sicher Sonntag  geschlossen, was sie sehr bedaure…

Natürlich lügt sie, sie bedauert das gar nicht.

Wildsalat in Chania  – Mutter und Tochter

Aber alle anderen Angehörigen werden mich verstehen, wenn ich sage, dass diese Tage ein großes Glück für mich sind, denn niemand könnte glauben, dass diese fröhliche, kluge und angenehme Reisebegleiterin meine Tochter ist, der es – krankheitsbedingt auch ganz anders gehen kann. Aber so genießen wir das, was wir im Moment haben. Wir werden weiter von unseren Abenteuern berichten.

Yassou!

 

 

Über Janine Berg-Peer

Wir bieten monatlich kostenlose Online-Gruppen für Angehörige an. Jeder kann sich anmelden. Termin finden Sie weiter oben im Blog. Alle zwei Monate bieten wir auch englische Online-Gruppen an. Janine: Seit 65 Jahren bin ich Angehörige: Meine Mutter litt an einer bipolaren Erkrankung und meine Tochter erhielt vor 28 Jahren die Blitzdiagnose (zehn Minuten) Schizophrenie. Kurz danach einigten die Profis sich darauf, dass sie an einer bipolaren Erkrankung leidet. Wir hatten gemeinsam schlechte, aber mehr gute Zeiten. Selten sind Menschen mit Krisengefährdung ja immer krank. Henriette: Heute "leide" ich gar nicht mehr an meiner bipolaren Erkrankung. Nein, sie ist nicht weg, aber mir geht es gut mit einer kleinen Dosis an Medikamenten und einem sozialen und sozialpsychiatrischen Netzwerk, das mich stützt. Ich arbeite seit über zehn Jahren als Genesungsbegleiterin, zunächst als ambulante Betreuerin, jetzt seit drei Jahren im Krankenhaus, was mir sehr viel Spaß macht. Dazu gehören auch Workshops mit Polizei, Angehörigen oder auch Pflegeschüler:innen. Gemeinsam unterstützen wir jetzt sei drei Jahren Angehörige. Wir berichten von unseren guten und schlechten Erfahrungen und beraten sie oder geben ihnen Hinweise, die sie übernehmen können oder eben nicht. Ich als Betroffene freue mich schon lange wieder am Leben, an meiner Arbeit, meinen Freund:innen und an meinem Kater Giacometti. Ich lese gern, höre sehr gern Musik und liebe Filme. Janine: Auch ich freue mich trotz allem immer noch am Leben, lese viel, liebe meinen Kater Basquiat, Rosen, Opern und Countertenöre, japanische und koreanische Filme . Gemeinsam schreiben wir an unserem neuen Buch für Angehörige, in dem wir versuchen, ihnen besser verständlich zu machen und warum manche Betroffene tun, was sie tun und wie Angehörige sich Graf einstellen können, um möglichst viele nutzlose Konflikte zu vermeiden. Arbeitstitel bislang: "Mensch Mama, mach Dir nicht ständig Sorgen um mich!"

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