Janine Berg-Peer/ Januar 4, 2015/ Alle Artikel, Angehörige/ 0Kommentare

Ein gutes Neues Jahr 2015!

Ich wünsche uns allen ein gutes Neues Jahr, in dem es möglichst wenig Aufregungen gibt – etwas, das ja die meisten von uns sich wünschen. Ich wünsche uns allen aber ebenfalls die Kraft, auch in Krisensituationen möglichst ruht bleiben zu können und gelassen auf die Herausforderungen zu reagieren. Ich wünsche Ihnen auch den „Egoismus“, an sich selbst zu denken. Auch unser Wohlbefinden, unsere emotionale Stabilität und unsere Gesundheit sind wichtig. Es ist auch unser Leben – wir müssen und sollen nicht nur für unsere kranken Kinder leben. Es hilft ihnen nicht und schadet uns. Das ist leichter gesagt als getan, aber wenn wir uns das erst einmal zugestehen, werden wir auch immer mehr die Kraft bekommen, an uns selbst zu denken.

Ein gutes Neues Jahr 2015!

Ich habe selbst erlebt, wie man von Verzweiflung und Sorgen zu mehr Gelassenheit kommen kann. Es ist auch für mich immer noch ein täglicher Prozess, aber der beginnt mit mit dem Verständnis, dass auch wir wichtig sind. Und dann können wir jeden Tag üben, einmal „Nein“ zu sagen. Oder nicht sofort den Telefonhörer aufzunehmen, wenn es zum 10. Mal am Tag klingelt. Oder einfach mal klar zu sagen, was wir akzeptieren und was nicht. Grenzen setzen, das sollten wir jeden Tag üben. Wie meine Tochter sagte „Wenn Du Grenzen setzt, dann spüre ich auch meine eigenen Grenzen besser. Es ist mir lieber, dass Du klar sagst, was Du willst und nicht willst, als wenn Du anfängst zu weinen oder wütend wirst.“

Ein gutes Neues Jahr 2015!

Ich habe mich sehr gefreut über Mails und Briefe von Angehörigen. Viele von ihnen hatten Kontakt zu mir gesucht, als sie in einer absolut verzweifelten Lage waren. Und jetzt zu Weihnachten und Neujahr erhielt ich viele Grüße, in denen mir berichtet wurde, dass sich die Situation gebessert hatte: Man hatte eine gute Wohnung für den Sohn gefunden oder auch ein Heim. Die Tochter hat eine Arbeit im geschützten Sektor oder auf dem 1. Arbeitsmarkt gefunden. Eine Tochter hat ein Baby bekommen und seither geht es ihr gut – wenn auch mit Hilfe der Großmutter. Eine Medikamentenumstellung oder -reduzierung hat dem Sohn geholfen. Und wieder andere Eltern haben sich auf sich selbst besonnen und achten mehr auf sich, ohne täglich darunter zu leiden, dass der Sohn keinen Kontakt zu ihnen will.

Das sollte uns die Hoffnung geben, dass trotz aller Krisen auch immer wieder ruhige Zeiten kommen, was bedeutet, dass wir auch die Krisen gelassener angehen können.

Ein gutes Neues Jahr 2015!

Auch mir geht es gut und meiner Tochter ebenfalls. Wir freuen uns darüber, wenn wir auch beide wissen, dass eine Krise auch immer wieder kommen kann. Aber eine Krise ist nicht das Ende: Wir müssen nur lernen, gut damit umzugehen. Und ich schreibe das alles auf für mein nächstes Buch, das im Herbst herauskommen 2015 wird. Darin beschreibe ich auf der Basis meiner eigenen Erfahrungen, wie wir von Eltern in ständiger Alarmbereitschaft zu gelassenen Angehörigen werden können.

Über Janine Berg-Peer

Wir bieten monatlich kostenlose Online-Gruppen für Angehörige an. Jeder kann sich anmelden. Termin finden Sie weiter oben im Blog. Alle zwei Monate bieten wir auch englische Online-Gruppen an. Janine: Seit 65 Jahren bin ich Angehörige: Meine Mutter litt an einer bipolaren Erkrankung und meine Tochter erhielt vor 28 Jahren die Blitzdiagnose (zehn Minuten) Schizophrenie. Kurz danach einigten die Profis sich darauf, dass sie an einer bipolaren Erkrankung leidet. Wir hatten gemeinsam schlechte, aber mehr gute Zeiten. Selten sind Menschen mit Krisengefährdung ja immer krank. Henriette: Heute "leide" ich gar nicht mehr an meiner bipolaren Erkrankung. Nein, sie ist nicht weg, aber mir geht es gut mit einer kleinen Dosis an Medikamenten und einem sozialen und sozialpsychiatrischen Netzwerk, das mich stützt. Ich arbeite seit über zehn Jahren als Genesungsbegleiterin, zunächst als ambulante Betreuerin, jetzt seit drei Jahren im Krankenhaus, was mir sehr viel Spaß macht. Dazu gehören auch Workshops mit Polizei, Angehörigen oder auch Pflegeschüler:innen. Gemeinsam unterstützen wir jetzt sei drei Jahren Angehörige. Wir berichten von unseren guten und schlechten Erfahrungen und beraten sie oder geben ihnen Hinweise, die sie übernehmen können oder eben nicht. Ich als Betroffene freue mich schon lange wieder am Leben, an meiner Arbeit, meinen Freund:innen und an meinem Kater Giacometti. Ich lese gern, höre sehr gern Musik und liebe Filme. Janine: Auch ich freue mich trotz allem immer noch am Leben, lese viel, liebe meinen Kater Basquiat, Rosen, Opern und Countertenöre, japanische und koreanische Filme . Gemeinsam schreiben wir an unserem neuen Buch für Angehörige, in dem wir versuchen, ihnen besser verständlich zu machen und warum manche Betroffene tun, was sie tun und wie Angehörige sich Graf einstellen können, um möglichst viele nutzlose Konflikte zu vermeiden. Arbeitstitel bislang: "Mensch Mama, mach Dir nicht ständig Sorgen um mich!"

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