Janine Berg-Peer/ November 27, 2018/ Alle Artikel, Angehörige, Termine, Vorträge/ 0Kommentare

Trialogischer Workshop „Hoffnung im psychiatrischen Akutsetting“

Das sollten Sie nicht versäumen: Morgen werden meine Tochter und ich gemeinsam mit dem Leiter Pflegeentwicklung des Sanatoriums Kilchberg in der Schweiz, Dr. Giancarlo Zuaboni, einen trialogischen Workshop auf der DGPPN-Tagung 2019 durchführen.

Zuversicht und Hoffnung als Grundhaltung im psychiatrischen Akutsetting

Mittwoch, 28.11.2018, 13:00 – 15:00 Uhr,  Raum R2

 Referent & Referentinnen: 

Gianfranco Zuaboni, Dr. rer. medic., Pfegefachperson FH, Leiter Pflegeentwicklung & Recovery Beauftragter, Sanatorium Kilchberg,

Janine Berg-Peer, Soziologin, Coach, Angehörige, BapK – Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.V., bipolaris berlin-brandenburg e.V., Berlin,

Henriette Peer, Peer-Beraterin EX-IN, Ambulante Betreuerin bei Freunde Integrative Dienste -FID gGmbH, bipolaris berlin-brandenburg e.V., exPEERienced e.V., Berlin

Kontaktadresse

Gianfranco Zuaboni, Sanatorium Kilchberg AG

Alte Landstrasse 70, 8802 Kilchberg

Email: g.zuaboni@sa-ki.ch, Homepage: www.sanatorium-kilchberg.ch, Tel.: +41 44 716 43 01

Trialogischer Workshop „Hoffnung im psychiatrischen Akutsetting“

Zielgruppe: Pflegefachpersonen, psychiatrisches Fachpersonal, Erfahrene, Angehörige, Interessenten

Hintergrund

Für Menschen in Krisensituationen bieten psychiatrische Aufnahmestationen niederschwellige und hilfreiche Dienstleistungen und sind innerhalb des gesamten psychiatrischen Angebots nach wie vor von zentraler Bedeutung. Die darin tätigen Fachpersonen verfügen über Wissen und Erfahrungen in der Begleitung von Menschen in akuten psychiatrischen Krisensituationen und stellen eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung sicher. Die therapeutischen Beziehungen zwischen den Patienten und den Fachpersonen sind in diesen Settings intensiv aber auch zeitlich begrenzt und finden meistens in einer relativ unruhigen Umgebung statt. Das hektische Milieu steht oftmals im Widerspruch zu den Bedürfnissen der Patienten in akuten Krisen. Ansprechender wäre vielfach eine ruhige Atmosphäre mit passenden Rückzugsmöglichkeiten.

Zuversicht, Hoffnung und Optimismus sind für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen zentrale Elemente auf dem Weg der Genesung. Diese Wege erstrecken sich meist über viele Jahre und können durch zahlreiche Faktoren unterstützt aber auch behindert werden (Schulz & Zuaboni, 2014). Obwohl psychiatrische Aufnahmestationen im Verlaufe eines Recovery-Weges nur für kurze Phasen Unterstützung anbieten, prägen sie den Prozess wesentlich: In einem positiven Sinne, können sie den Recovery-Prozess einer betroffenen Person aktiv unterstützen. Das gelingt dann am Besten wenn auf der Aufnahmestation eine Kultur der Zuversicht und des Optimismus vorherrscht und die Fachpersonen von den Möglichkeiten der Patienten zu genesen überzeugt sind. Aber genau das scheint im hektischen Alltag der psychiatrischen Aufnahmestationen eine grosse Herausforderung zu sein. Vergleiche zu rehabilitativen, ambulanten Settings haben gezeigt, dass Mitarbeitende in akuten Settings geringere Erwartungen an die Möglichkeiten der Patientinnen und Patienten haben, sich eher skeptisch bis pessimistisch zeigen, was sich wiederum negativ auf die Gestaltung der therapeutischen Beziehungen auswirken kann (Hansson, Jormfeldt, Svedberg, & Svensson, 2013; Martensson, Jacobsson, & Engstrom, 2014; Tsai & Salyers, 2010).

Trialogischer Workshop „Hoffnung im psychiatrischen Akutsetting“

Einleitung

Fachpersonen auf psychiatrischen Aufnahmestationen müssen über eine zuversichtliche und optimistische Grundhaltung verfügen, um den Recovery-Prozess von Patientinnen und Patienten hilfreich zu unterstützen. In einem hektischen und auf medizinische und psychopatholgische Defizite fokusiertem Arbeitsumfeld, kann eine entsprechende Arbeitseinstellung schnell unter Druck geraten. Der Workshop bietet die Möglichkeit sich mit der Thematik auseinanderzusetzten.

 Thema: Recovery-orientierte Intervention

 Ziele

  • Thematische Auseinandersetzung
  • Vorgehen zur Entwicklung und Etablierung einer zuversichtlichen Arbeitseinstellung und Arbeitsweise

 Ablauf

Mittels Referate erfolgt eine Einführung aus unterschiedlichen Perspektiven (Betroffene, Angehörige und Fachperson) ins Thema. Danach werden die Teilnehmenden eingeladen eigene Erfahrungen und Positionen im Plenum auszutauschen. Gemeinsam wird eine Strategien entwickelt, um in den jeweiligen Arbeitssettings eine entsprechende Grundhaltung zu entwickeln und / oder sicherzustellen.

 Trialogischer Workshop „Hoffnung im psychiatrischen Akutsetting“ 

Gestaltung

Die theoretischen Inhalte werden anhand eines Inputreferats vermittelt. Die in der Diskussionsrunde gewonnenen Erkenntnisse der Teilnehmenden werden auf Flipchart visualisiert.

 Lernziele

  • Zusammenhang zwischen einer zuversichtlichen Grundhaltung und der Förderung des Recovery-Prozesses erkennen
  • Sich aus verschiedenen Perspektiven mit der Bedeutung von Zuversicht und Hoffnung auseinandersetzen
  • Reflektion der eigenen Arbeitsweise, respektive der eigenen Grundhaltung
  • Praktische Strategien für den Transfer in die eigene Praxis entwickeln

Literatur

Hansson, L., Jormfeldt, H., Svedberg, P., & Svensson, B. (2013). Mental health professionals‘ attitudes towards people with mental illness: do they differ from attitudes held by people with mental illness? International Journal of Social Psychiatry, 59(1), 48-54. doi:10.1177/0020764011423176

Martensson, G., Jacobsson, J. W., & Engstrom, M. (2014). Mental health nursing staff’s attitudes towards mental illness: an analysis of related factors. Journal of Psychiatric and Mental Health Nursing. doi:10.1111/jpm.12145

Schulz, M., & Zuaboni, G. (Eds.). (2014). Die Hoffnung trägt: Balance Verlag.

Tsai, J., & Salyers, M. P. (2010). Recovery orientation in hospital and community settings. Journal of Behavioral Health Services and Research, 37(3), 385-399. doi:10.1007/s11414-008-9158-7

Bis bald.

Schöne rote Bücher

 

Über Janine Berg-Peer

Wir bieten monatlich kostenlose Online-Gruppen für Angehörige an. Jeder kann sich anmelden. Termin finden Sie weiter oben im Blog. Alle zwei Monate bieten wir auch englische Online-Gruppen an. Janine: Seit 65 Jahren bin ich Angehörige: Meine Mutter litt an einer bipolaren Erkrankung und meine Tochter erhielt vor 28 Jahren die Blitzdiagnose (zehn Minuten) Schizophrenie. Kurz danach einigten die Profis sich darauf, dass sie an einer bipolaren Erkrankung leidet. Wir hatten gemeinsam schlechte, aber mehr gute Zeiten. Selten sind Menschen mit Krisengefährdung ja immer krank. Henriette: Heute "leide" ich gar nicht mehr an meiner bipolaren Erkrankung. Nein, sie ist nicht weg, aber mir geht es gut mit einer kleinen Dosis an Medikamenten und einem sozialen und sozialpsychiatrischen Netzwerk, das mich stützt. Ich arbeite seit über zehn Jahren als Genesungsbegleiterin, zunächst als ambulante Betreuerin, jetzt seit drei Jahren im Krankenhaus, was mir sehr viel Spaß macht. Dazu gehören auch Workshops mit Polizei, Angehörigen oder auch Pflegeschüler:innen. Gemeinsam unterstützen wir jetzt sei drei Jahren Angehörige. Wir berichten von unseren guten und schlechten Erfahrungen und beraten sie oder geben ihnen Hinweise, die sie übernehmen können oder eben nicht. Ich als Betroffene freue mich schon lange wieder am Leben, an meiner Arbeit, meinen Freund:innen und an meinem Kater Giacometti. Ich lese gern, höre sehr gern Musik und liebe Filme. Janine: Auch ich freue mich trotz allem immer noch am Leben, lese viel, liebe meinen Kater Basquiat, Rosen, Opern und Countertenöre, japanische und koreanische Filme . Gemeinsam schreiben wir an unserem neuen Buch für Angehörige, in dem wir versuchen, ihnen besser verständlich zu machen und warum manche Betroffene tun, was sie tun und wie Angehörige sich Graf einstellen können, um möglichst viele nutzlose Konflikte zu vermeiden. Arbeitstitel bislang: "Mensch Mama, mach Dir nicht ständig Sorgen um mich!"

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