Janine Berg-Peer/ Januar 27, 2013/ Alle Artikel/ 0Kommentare

Stephen Booth hat einen interessanten und spannenden Krimi geschrieben. 02_BuecherWas ihn für mich allerdings bemerkenswert macht, dass er darin einen Charakter beschreibt, der an Schizophrenie leidet. Aber Stephen lässt seinen psychisch Kranken nicht als irrsinnigen Täter auftreten, sondern beschreibt ihn als eine gequälten Kranken, den seine Halluzinationen quälen und unsicher machen. Lange habe ich nicht so gute Beschreibungen der Ideenflucht oder des aus dem Zusammenhang gerissenen Sprechens oder der  Unfähigkeit, einen Gedanken logisch bis zum Ende durchzudenken.Booth schreibt sachkundig über die Vererbungsdisposition von Schizophrenie und macht deutlich, dass nicht Psychotiker nicht per sehr gefährlich sind, sondern dass sie – wenn überhaupt – vor allem für sich selbst gefährlich sein können. Und er beschreibt auch das System, das – offensichtlich in Großbritannien auch – den Kranken wenig Unterstützung und Schutz bietet. Interessant.

Auch ansonsten ist der Krimi spannen und mit guter Beobachtungsgabe geschrieben. Ein Dank an Stephen Booth, der damit auch Antistigmaarbeit leistet.

 

Bildnachweis: © w.r.wagner / pixelio

Über Janine Berg-Peer

Wir bieten monatlich kostenlose Online-Gruppen für Angehörige an. Jeder kann sich anmelden. Termin finden Sie weiter oben im Blog. Alle zwei Monate bieten wir auch englische Online-Gruppen an. Janine: Seit 65 Jahren bin ich Angehörige: Meine Mutter litt an einer bipolaren Erkrankung und meine Tochter erhielt vor 28 Jahren die Blitzdiagnose (zehn Minuten) Schizophrenie. Kurz danach einigten die Profis sich darauf, dass sie an einer bipolaren Erkrankung leidet. Wir hatten gemeinsam schlechte, aber mehr gute Zeiten. Selten sind Menschen mit Krisengefährdung ja immer krank. Henriette: Heute "leide" ich gar nicht mehr an meiner bipolaren Erkrankung. Nein, sie ist nicht weg, aber mir geht es gut mit einer kleinen Dosis an Medikamenten und einem sozialen und sozialpsychiatrischen Netzwerk, das mich stützt. Ich arbeite seit über zehn Jahren als Genesungsbegleiterin, zunächst als ambulante Betreuerin, jetzt seit drei Jahren im Krankenhaus, was mir sehr viel Spaß macht. Dazu gehören auch Workshops mit Polizei, Angehörigen oder auch Pflegeschüler:innen. Gemeinsam unterstützen wir jetzt sei drei Jahren Angehörige. Wir berichten von unseren guten und schlechten Erfahrungen und beraten sie oder geben ihnen Hinweise, die sie übernehmen können oder eben nicht. Ich als Betroffene freue mich schon lange wieder am Leben, an meiner Arbeit, meinen Freund:innen und an meinem Kater Giacometti. Ich lese gern, höre sehr gern Musik und liebe Filme. Janine: Auch ich freue mich trotz allem immer noch am Leben, lese viel, liebe meinen Kater Basquiat, Rosen, Opern und Countertenöre, japanische und koreanische Filme . Gemeinsam schreiben wir an unserem neuen Buch für Angehörige, in dem wir versuchen, ihnen besser verständlich zu machen und warum manche Betroffene tun, was sie tun und wie Angehörige sich Graf einstellen können, um möglichst viele nutzlose Konflikte zu vermeiden. Arbeitstitel bislang: "Mensch Mama, mach Dir nicht ständig Sorgen um mich!"

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